Reetzival 2016

Noch ein wenig blass um die Nase von einer langen Nacht kam Elise Eißmann zur Orgelmatinee in die Reetzer Kirche. Die Frontfrau der jungen Band „Eißzeit“ hatte am Vorabend einen Auftritt auf dem nunmehr 4. Reetzival auf dem Sensthof. „ Eiß & Zeit, das ist die künstlerisch-musikalische Symbiose der Sängerin Elise Eißmann (Eiß) und des Schlagzeugers & Produzenten Niklas Kortländer (Zeit). „Eißzeit – das ist  ein ambivalenter Name, der gut in diese komplizierte Zeit passt. Genau wie der Sound dieser Band. Gemeinsam produzieren sie schillernde Klangwelten zwischen den Polen von Elektro, Rock und melodiösem Pop. Mal rotzig und frech, mal zurückhaltend sensibel“ liest man auf ihrer Homepage. Nach Ende des offiziellen Teils am Samstag, zu dem mehr als 400 Besucher kamen, erklangen bis in den Morgen leise Gitarrenklänge. „Ich bin um 3 Uhr ins Bett“, so Elise Eißmann, „die Gitarren hab ich bis früh um 6 gehört.“ Elise Eißmann war zum ersten Mal  in Reetz und ist begeistert. „Es ist so schön hier“, meint sie und verspricht, im nächsten Jahr wieder zu kommen.

Die traditionelle Eröffnung durch die Reetzer Singegemeinschaft musste in diesem Jahr leider ausfallen, da durch Urlaub und Festivitäten nicht genug Sangesstimmen da waren. Zur Eröffnung gab es viel lobende Worte von Ortsvorsteherin Marion Gante und Bürgermeister Marco Beckendorf. Erstere dankte Dieter  Wankmüller und dem Verein Oe-la.la und Nico Hübner, die wieder mit viel Engagement die Veranstaltung organisierten, die neben der Musik auch viel Interessanten rund um die Natur bot. „Im Mittelpunkt steht der ökologische Gedanke, das bewusste Kümmern um die Umwelt und der Schutz der Natur, besonders hier im Naturpark Hoher Fläming mit seiner Artenvielfalt die Zukunftsfrage besonders für die jungen Leute , das Miteinander im Dorf und von Stadt und Land, alt und jung“ so Marion Gante. Als kleine Anerkennung des gemeinnützigen Vereins Oe-La-La erhält dieser vom Ortsbeirat eine Spende für die weitere Arbeit. Auch Bürgermeister Marco beckendorf ließ es sich nicht nehmen, einige Worte zu sprechen und verwies auf den Tourismus als einen wichtigen Faktor im Fläming und für Wanderer und Radtouristen. Besonders letztere hoffen auf den Bau des Radweges zwischen Wiesenburg/Mark und Reetz 2018. Dann konnte es endlich losgehen – 10 junge Bands präsentierten ihre Musik. Einige waren seit dem 1. Mal dabei, andere zum ersten Mal. Wie die Band „Mellow Mind“ mit Musikern aus Reetz und Bad Belzig. Und wie sollte es anders sein, erhielt der Reetzer  Jonas Siemoneit als Mitglied der Gruppe und Lokalmatador besonders viel Beifall.

Bereits am Vormittag fand eine Orgelmatinee mit Kirchenmusikerin Adelheid Flemming in der Kirche statt. Diese wiederholte sich auch am Sonntag mit kleiner Verzögerung. „Wir haben und einfach festgequatscht beim Frühstück“, so Adelheid Flemming, als sie schnellen Schrittes auf dem Weg zur Kirche war. Dafür war die Matinee auch eine „Wünsch Dir was Veranstaltung“, denn die Anwesenden konnten sich Lieder aus dem gesangsbuch  aussuchen, die dann gemeinsam gesungen wurden. Da fiel es nicht auf, dass die Reetzer Orgel nicht mehr alle Töne hervorbrachte. Inzwischen gibt es aber Fördermittel und viele Spenden für die Reparatur und so hoffen sowohl die Kirchengemeinde als auch die Reetzer Bürger, dass die „Alte Dame“ bald wieder ohne Fehler bespielt werden kann. Außerdem gab es im Anschluss ein Klangschalenkonzert mit Monika Giesa von der Heilpraxis Akamos aus Lehnsdorf. Am Nachmittag zeigte Dr. Wolfgang Tentscher, wie man aus Lavendel ätherische Öle herstellen kann. Jedoch nur in geringen Mengen, in Deutschland sind nur Destillen bis 0,5 Liter erlaubt. Dafür durfte es beim Apfelsaft gern etwas mehr sein. Aus der ebenfalls selbst gebauten Presse lief leckerer Most. Das interessierte auch die Kinder, die fleißig das Fallobst aufsammelten, wuschen und dann auch die Presse unter Aufsicht betätigen durften. Was ganz schön anstrengend war. Weitere Interessenten stöberten mit Julia Henze über den Sensthof und ließen sich die dort wachsenden Kräuter erklären. So diente das Reetzival nicht nur der Unterhaltung, sondern auch ein bisschen der Bildung.

 
 

 

Fotos von Dieter Wankmüller

 
Reetzival-Reetzsong  

(entstanden im Work-Shop "Musik und Ökologie" am 9.9.2016 auf  dem Sensthof unter Anleitung von Natascha Bell und Teresa Bergmann)

Hast Du auch die Schnauze voll von all den großen Verschwendern?
Kannst Dus auch nicht mehr sehn und willst so vieles ändern?
Du fragst Dich bestimmt: "Wie soll ich allein so was tun?"

Wenn alle andern sich ausruhn, hast Du nicht auch Lust einen Baum zu pflanzen?
Kannst Du Dir nicht vorstellen, gemeinsam in die Zukunft um ihn zu tanzen?
Du packst das bestimmt, wenn Du es willst von Herzen.
Du setzt Deine Grenzen.

Wenn niemand was tut, wird auch nie was geschehen.
Schwimm gegen den Strom, Du wirst schon sehen:
Mut zur Tat verbirgt Ansteckungsgefahr!
Sei mit dabei, die andern sind  bald auch schon da!

Denkst Du, dass Tiere wie wir auch Gefühle haben?
Bist Du auch überzeugt von zu großer Auswahl im Laden?
Du fragst Dich vielleicht; "Wie soll´n wir das minimiern?"
Wenn alle ohne zu denken konsumiern.

Wie wär´s Mal, zur Abwechslung neuen Wege zu lernen?
Kannst Du Dir Mal ausmaln, wie Mensch und Tier dicke Freunde werden?
Wir könn´ das kontrolliern, wenn wir wolln von Herzen.
Wir setzen unsre Grenzen.

Wenn niemand was tut, wird auch nie was geschehen.
Schwimm gegen den Strom, Du wirst schon sehen:
Mut zur Tat verbirgt Ansteckungsgefahr!
Sei mit dabei, die andern sind  bald auch schon da!

 

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